Alltag und Leben im Mühlviertel 1945-1955
2001 wurde der Verein „Alltagskultur seit 1945“ u. a. vom Landesmuseum in Linz gegründet. Zweck ist es, dass die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bisher schlecht dokumentiert war. Die Museen waren aufgerufen, sich auf diese Zeit zu konzentrieren.
In Freistadt hat man sich einer Zeit besonnen, die für die Bewohner eine sehr harte war: die Zeit der sowjetischen Besatzung im Mühlviertel. 10 Jahre lang war das Mühlviertel praktisch vom übrigen Land Oberösterreich durch eine Demarkartionslinie abgetrennt.
Die Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt 2005 spiegelte diese Zeit in einigen Stationen:
Die Sowjets als Besatzer, die Behörden (Ausweisflut)
Sowjetische Propaganda im Mühlviertel, österreichisch-sowjetische Gesellschaft
Mangelwirtschaft in der Nachkriegszeit: Bewirtschaftung von Lebens- und Genussmittel, Bewirtschaftung von Treibstoff, Mangel an Transportmittel
Hamsterer und Schleichhändler
Die Aussiedelung (Vertreibung) der Sudetendeutschen aus Südböhmen
Aus Kriegsmaterial werden zivile Gebrauchsgegenstände gemacht, Ausstattung der Flüchtlingslager mit Überresten der Wehrmacht
Sowjetische Zeitungen, die in der Freistädter Druckerei Plöchl gedruckt wurden
Normalisierung in Haushalt, Freizeit und Alltag: Motorisierung der Küche, Radio, Plattenspieler, Fotoapparat, Puchroller.
Das Ausstellungsmaterial stammte neben den hauseigenen Objekten von privaten Leihgebern aus der Region. Die Objekte hatten daher einen regionalen Bezug. Hinter jedem Ding stand eine konkrete Geschichte. Daher konnte eine sehr lebendige Gestaltung erreicht werden.
Fester Bestandteil der Erinnerungen der Zeitzeugen sind auch optische und akkustische Bezüge: Längst vergessene Geschichten wurden lebendig: Erinnert wurde an die ersten Bälle, an das erste Volksfest in Freistadt, an die erste Urlaubsfahrt nach Italien, an die Sonntagnachmittage vor dem Radioapparat mit dem obligaten Wunschkonzert. Oder an die erste Maturareise nach dem Krieg mit dem offenen Wehrmachts-LKW des Lasinger Hansl.
Die Ausstellung ist auch ein zeitgeschichtlicher Baustein und ergänzt gut die großen Jubiläumsausstellungen in ganz Österreich. Ich habe mich natürlich auf einen engen regionalen Rahmen konzentriert.
Zur Ausstellung ist auch ein Begleitbuch mit dem Titel „Alltag und Leben im Mühlviertel 1945-1955“ erschienen. In diesem Buch wurden dann die vornhin angesprochenen Themen vertieft und erweitert. Es ist durchaus unveröffentlichtes Material, wie z. B. Die sogenannten „Renoldner-Protokolle". Alois Renoldner war im sowetisch besetzten Urfahr Gendarmeriebeamter und hat aus eigenem Erinnern und auch aus Gendarmerieberichten eine umfassende Sammlung angelegt. Darin geht es um die Kriminalität in den ersten Nachkriegsjahren und um die Schwierigkeiten, die die Gendarmerie mit den Besatzern und mit den Kriminellen hatte.
Einen guten Einblick geben zwei Tagebücher, die mir für dieses Buch aus zur Verfügung standen. Erstens, das Tagebuch des Freistädter Bäckermeisters Franz Röbl und zweitens das Tagebuch des Lehrers und zeitweise Vizebürgermeisters Hans Schmidhamer aus St. Oswald bei Freistadt. Über 90 Abbildungen, auch hier durchwegs Erstveröffentlichungen, ergänzen die Berichte.
Auch konnte ich auf eine Diplomarbeit, die erst vor ein paar Monaten erschienen ist, zurückgreifen. Der Autor Andreas Praher hat einige Kapitel seiner Arbeit für das Buch ausgesucht. Sie sind eine gelungene Ergänzung und Abrundung der Thematik.
Das Buch ist auch eine Ergänzung zu meinem vor 10 Jahren erschienenen Chronikband über das Jahr 1945. Es schließt praktisch nahtlos an, sodass für das Mühlviertel eine sehr dichte Dokumentation über die Nachkriegszeit vorliegt.
Wer Interesse an dieser Publikation ("Alltag und Leben im Mühlviertel) hat schicke bitte eine Email an den Autor: zeitgeschichte@gmx.at. Preis: € 19,90.
Das Buch "Mühlviertel 1945 - eine Chronik" ist zum Preis von € 24,90 in wenigen Exemplaen noch vorhanden. (Bestellungen und Anfragen an: zeitgeschichte@gmx.at)
Bei Postversand kommen noch die Versand- und Verpackungskosten in der Höhe von € 4,90 dazu.
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